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14. Zementwerk - 80 Prozent Kalk, 20 Prozent Ton – das steckt im Mergel, der in den Gruben bei Höver gefördert wird. Es ist die ideale Kombination, um den hochwertigen Portlandzement herzustellen. Der Mergel wird zerkleinert und bei 1450 Grad gebrannt, dann
wird Gips zugesetzt und gemahlen. Die 1907 gegrĂĽndete Portlandzementfabrik
„Alemania A.-G.“ in Höver lieferte schon den Zement für den Bau der Schleuse in
Anderten. Von 1878 bis 1914 hatte sich der Zementverkauf in Deutschland 18-fach
erhöht. Der Raum Misburg-Lehrte war bald ein Zentrum der Zementindustrie in
Deutschland. 1973 produzierte das Werk täglich 3000 Tonnen Zement, ein bundesweiter Rekord. Der Mergel war einfach zu gewinnen, denn er lag dicht unter der
Oberfläche. Die Kohle zum Brennen konnte durch Züge und später auf dem Mittellandkanal schnell in großen Mengen herbeigeschafft werden. Allerdings lag in und
um Höver bald alles unter einer feinen Staubschicht, bis der nächste Regen kam. Die
Herstellung war ein Saisongeschäft, da im Winter kaum gebaut wurde und auch der
Mergel festgefroren war. Von April bis November strömten die Saisonkräfte heran.
Oft waren es osteuropäische Wanderarbeiter. Typische Krankheiten waren damals
Erkrankungen der Atemwege, Hautreizungen und BindehautentzĂĽndungen. Das
Werk in Höver gehört heute dem Schweizer Zementkonzern Holcim mit Sitz in Rapperswil-Jona, einem der weltgrößten Produzenten auf dem Gebiet. Das Werk lässt
sich nicht besichtigen, doch von auĂźen sind die Anlagen gut zu erkennen.
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13. Bergwerk Hohenfels - 1890 war das Salzfeld in ein paar hundert Metern Tiefe unter dem Roten Berg bei
Wehmingen entdeckt worden. Der 105 Meter hohe Rücken besteht aus rötlichem
Buntsandstein. Zwei Jahre später sicherte sich ein Berliner Konsortium die Bohrrechte und traf in 600 Metern Tiefe auf das begehrte Steinsalz. 1902 ging das Kalibergwerk als „Gewerkschaft Hohenfels“ in Betrieb. Stammsitz war im Westerwald.
„Gewerkschaft“ ist dabei eine alte Unternehmensform aus dem Bergrecht. Sie gehört
zu gewissen Anteilen („Kuxen“) den Eignern. Sie wurden auch Gewerken genannt
und erhielten den Gewinn oder mussten „Zubußen“ zahlen. Reste der Anlage sind
heute auf dem Gelände des Straßenbahnmuseums zu sehen. Eine Werkbahn sicherte den Abtransport der Kalisalze zum Bahnhof Algermissen an der Strecke
Lehrte-Hildesheim. Die Werkbahn wurde 1926 stillgelegt, als die Produktion bis 1937
ruhte. Der Förderturm konnte nicht restauriert werden und wurde 1984 abgerissen.
Ein Jahr später flutete man die Anlagen unter Tage. Dort hatte sich seit 1937 ein
Munitionslager der Wehrmacht befunden. Kalisalz war wieder interessant – als
Grundstoff fĂĽr die Munition in Granaten, die hier befĂĽllt wurden. In einem Arbeitslager
für die „Munitionsanstalt Sehnde“ lebten zeitweilig 500 Zwangsarbeiter. Bis 1966
nutzte die britische Armee das Werksgelände, bis 1973 die Bundeswehr. Dann bezog das „Hannoversche Straßenbahnmuseum“ die Flächen und Gebäude.
Von der Pferdebahn des 19. Jahrhunderts über „Reutlinger Triebwagen 21 und 26“
und Oberleitungsbusse bis zu hannoverschen Straßenbahnen sind rund 100 Fahrzeuge auf dem Gelände und in alten Hallen des früheren Kalibergwerks zu sehen.
Aus einer Sammlung von alten Verkehrsmitteln entstand das Museum 1987. Es setzt
sich für den Erhalt und die Präsentation der einst wichtigsten städtischen Verkehrsmittel ein. Das Museum hat überregionale Bedeutung. In mehreren Ausstellungshallen und auf dem Freigelände werden ausgewählte Fahrzeuge aus der Straßenbahngeschichte präsentiert. Im Hauptgebäude sind Ausstellungen zum technischen und
geschichtlichen Umfeld der 'Tram' im Aufbau. Eine Fahrt mit einem Oldtimer gehört
mit zu den eindruckvollsten Erlebnissen eines Besuches. Die gesamte Anlage steht
als Zeugnis der Industriegeschichte unter Denkmalschutz .Bei einem Besuch erfährt
man viel ĂĽber Geschichte und technische Entwicklungen. FĂĽr einen Besuch sollte
man genug Zeit einplanen.
Noch zu sehen sind westlich des Werkes an der Doktor-Sauer-Straße die 1897 errichtete Direktorenvilla „Friederike“ sowie die umliegenden Häuser. Sie entstanden
um 1910 fĂĽr das leitende Personal des Kaliwerkes.
Auch der noch erhaltene Wasserturm am Südwestrand der Siedlung gehört zum
damaligen Ensemble des Werkes. Er war auf dem höchsten Geländepunkt errichtet worden, um maximalen Wasserdruck für die Versorgung der Siedlung und der Anlagen aufzubauen. Heute steht er unter Denkmalschutz und wird privat genutzt. Von
hier aus hat der Besucher auch vom Weg aus besten Fernblick auf Hannover und
den Deister. Er sieht beim Blick nach Westen links Laatzen, dann rechts weiter das
Expo- und Messegelände mit seinen auffälligen Bauten, die Stadtsilhouette Hannovers, den Telemax und das Zementwerk Höver. Im Vordergrund sind der Ort Wirringen und fünf Windräder zu sehen, wobei eines davon mit bunten „Smarties“ verziert
ist – ein Kunstprojekt zur Weltausstellung Expo 2000. Je nach Windstärke leuchten
nachts die bunten Punkte unterschiedlich intensiv.
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12. Schleuse Bolzum - Sie steht zu Unrecht im Schatten der groĂźen Schleuse in Anderten. Doch das 45
Tonnen schwere, schwarze Klapptor gab seit der Eröffnung 1928 jeden Monat immerhin rund 100 Schiffen den Weg frei in den 14,6 Kilometer langen Stichkanal nach
Hildesheim. Wenn die neue, große Schleuse nebenan fertig ist und dann Koppelverbände bis 139 Metern Länge 8,50 Meter in ihrer Kammer überwinden lässt, bleibt die
alte Bolzumer Schleuse als Denkmal erhalten. Ăśber drei Monitore ĂĽberwacht der
Schleusenwärter von Bolzum aus seinem gläsernen Büro den Schiffsverkehr. Über
Funk mit Sätzen wie „Wo ist ,Happiness’?“ oder „Seid ihr leer?“ läuft die Verständigung mit den Skippern. Fünf Schiffe zu Berg, sechs zu Tal, so lauten oft die Einträge
ins Protokollheft. Wochentags von 6 bis 22 Uhr, sonnabends bis 16 Uhr wird geschleust. 83 Meter (in Ausnahmefällen auch 85 Meter) lange Schiffe, die höchstens 11,50 Meter breit sein dürfen, passen durch die eine Kammerschleuse. Die Fahrrinne im Stichkanal ist drei Meter tief. Die Zahlen aus der Anfangszeit der Schleuse
lesen sich so: 1928 waren es 534 „Fahrzeuge“ in beiden Richtungen, 1930 schon
1170 (1938 war das Schiffshebewerk Rothensee bei Magdeburg fertig mit dem Abstieg zur Elbe), 1950 dann 1819, 1968 sogar 6342.
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